Predigt 1.8: Totengedenken mit Hinz&Kunzt 2018

Ich bin heute mal mit einem Koffer gekommen !! Vor einer Weile hatte ich mit 20 solchen  Koffern zu tun und habe dabei an Sie, also nicht nur Hinz&Künztler, sondern wohnungslose Menschen überhaupt denken müssen.
Und zwar bei der Nacht der Kirchen am 15. September. Da habe ich zusammen mit einer Kollegin in dem Stadtteilhaus Horner Freiheit eine Ausstellung veranstaltet: „Einmal Jenseits und zurück – ein Koffer für die letzte Reise“, hieß die.
20 Menschen zwischen Billstedt, Horn und Hamm haben da so einen Koffer gepackt (zeigen) undals die alle mit ihren gepackten Koffern an-kamen, stiegen 2 Gedanken in mir auf:

1.) an Wohnungslose musste ich denken: mit Plastiktüten an jeder Hand, mit allem dabei, was sie besitzen, manchmal ein Einkaufswagen voll…und
2.) an das Wort „Habseligkeiten“, das Wort ist 2004 zum schönsten deutschen Wort gekürt worden. Schöner als Geborgenheit und lieben!!

Und „Habseligkeiten“ füllten die Koffer unserer Ausstellung genau wie viele Ihrer Taschen und
Tüten:
– ein paar warme Socken! Öffnen und zeigen!
– eine CD mit der Lieblingsmusik
– eine Kerze für dunkle Zeiten
– ein Kuscheltier
– Fotos von ganz früher, von lang verstorbenen Großeltern
– Muscheln vom Heimatstrand
– eine schöne Feder gefundne am Straßenrand
– ein Kreuz für Glaube, Hoffnung, Liebe…

Einen Koffer für die letzte Reise zu packen, heißt ja, sich zu überlegen, was ist mir wirklich wichtig im Leben! Um die letzte Reise geht es da kaum, die ist nur Anstoß zum Nachdenken, bei der letzten Reise wissen wir alle mit Hans Albers: das letzte Hemd hat keine Taschen (tatsächlich war auch ein leerer Koffer dabei!) In den Koffern waren echte Habseligkeiten: Nicht Besitz, obwohl es schon um das ging, was ich „habe“, aber eben auch Dinge, die mich „selig“ machen.

Menschen mit Habseligkeiten, das sind entweder Kinder oder Wohnungslose! Kinder, die ihre Habseligkeiten in der Hosentasche haben:
einen Stein, ein altes Kaugummi, ein bisschen Dreck, 50Cent, ein paar Stöcker zum basteln…..was auch immer
Habseligkeiten sind nie Vermögen, wohl aber Besitztümer. Und das immer im Plural!

Eine „Habseligkeit“ allein macht keinen Sinn. Der Wert der „Habseligkeiten“ ergibt sich aus dem individuellen seelischen Erleben des jeweiligen Eigentümers! Nach außen mag eine volle Plastiktüte nach nichts aussehen und es scheint kaum vorstellbar, dass man dran hängen könnte:
Aber genauso ist es: für den Besitzer der Plastiktüte kann diese von unvorstellbarem Wert sein!

Das war bei der Kofferausstellung auch so:
– das Foto der schon lang verstorbenen Mutter
– ein Kuscheltier = Geschenk von der Patentante aus Amerika
– selbstgestrickte Socken
– Perfum, ein Geschenk des Liebsten
Für den einen: Schätze an denen Herz und Seligkeit hängen, für den anderen wertloses Zeug. In der Bibel heißt es im Hebräerbrief:
„Wir haben eine Hoffnung, die ist für uns wie ein sicherer und fester Anker, der hineinreicht bis ins innerste Heiligtum, bis in den Himmel.
Dorthin ist Jesus uns vorausgegangen, um den Weg für uns vor zu bereiten. Für immer und ewig!“

Hoffnung wie ein „Anker“ verbindet uns mit dem Himmel, mit Gott, mit unserer Seligkeit! Ein Anker geht im wirklichen Leben ja in die
Tiefe, auf den Meeresgrund. Der Anker der Hoffnung geht gleichzeitig in 2 Richtungen: in die Tiefe unseres Herzens und hinauf in den Himmel zu Gott! In der Tiefe unseres Herzen sind unsere Verstorbenen eingebrannt: wir werden sie nie vergessen!
Und gleichzeitig sind sie verankert bei Gott.  Wir haben nur noch die Erinnerungen an sie in unserem Gepäck. Erinnerungen an gemeinsames Leben mit ihnen. Und wir haben unseren Glauben:  dass sie bei Gott…..im Himmel…..wo auch immer? (und wie auch immer wir uns das vorstellen)
nun selig sind!! Amen

 

 

Kommentare zum Beitrag

Stefan Stapel
am 2. Dezember 2019 um 08:10 Uhr

Liebe Frau Pastorin Erler,
liebe Leserinnen und Leser,

der Gedanke, die letzte Reise anzutreten, kann bei mir auch ein Gefühl der Angst auslösen, da ich den Ort, an den ich reise, nicht kenne und weiß, dass ich nicht wiederkomme.

Mich erinnert das an den Spruch „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.“

Der Mensch kann sicher im Leben nicht immer alles planen und kontrollieren, und die letzte Reise ist für mich das Unbekannteste, das ich antreten kann.

Vielleicht würde ich Halt in der Bibel suchen und würde sie in den Koffer für die letzte Reise packen.

Welche Regeln gelten wohl im Jenseits?

Es heißt ja, Gott hat den Menschen die zehn Gebote gegeben.

Habe ich mich im Leben immer daran gehalten?

Kein Mensch ist ja perfekt, ich garantiert auch nicht.

In biblischen Inhalten und Geboten suche ich deswegen manchmal Halt und Orientierung.

So kenne ich die zehn Gebote Gottes an den Menschen (der Nächste in dem Text ist immer der nächste Mensch, es sind also immer alle Geschlechter gemeint):

Die zehn Gebote:

Ich bin der Herr, dein Gott.

1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau oder Mann.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.

Geschichten, wie es im Jenseits ist, habe ich schon einige gehört.

Eine schilderte, dass wir nach einer liebevollen Aufnahme unser Leben Revue passieren lassen, mit allem, das wir erlebt und getan haben.

Wie es wirklich sein wird, werden wir ja erst dann wissen, wenn es soweit ist.

Die christliche Botschaft spricht ja von der Liebe Gottes zu den Menschen, das hilft mir, für die letzte Reise auch Hoffnung im Gepäck zu haben.

Alles Gute, freundliche Grüße!

Stefan Stapel

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