Grabsteine erzählen 1.7 oder: vom Schöpfungskonzert Gottes

 

Musikalisches kommt oft auf Grabsteinen vor:
Notenlinien mit Noten….ein Violinschlüssel….oder ein Bassschlüssel….oder ein Musikinstrument und ich frage mich: war der Verstorbene Musiker von Beruf?….oder war die Verstorbene besonders musikalisch?
Warum die Angehörigen sich wohl für so ein musikalisches Symbol entschieden haben?
Als Christin finde ich diese „melodische“ Grabsteingestaltung sehr passend (unabhängig davon, ob der Mensch musikalisch war, oder nicht), denn ich glaube, Jede und Jeder von uns ist Teil des großes Schöpfungskonzertes Gottes. Jede und Jeder von uns hat seine eigene Lebensmelodie!
Seine bzw. ihren ureigenen Beitrag zum Großen und Ganzen der Menschheit und Menschheitsgeschichte.
Ein modernes Tauflied bringt das für mich im Refrain perfekt auf den Punkt:
„Vergiss es nie, dass du lebst, war keine eigene Idee und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie, dass du lebst war eines anderen Idee und dass du atmest, sein Geschenk an dich. Du bist gewollt kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur, du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu: du bist du, das ist der Clou, du bist du, ja du bist du.“
Unser aller Leben ist ein Gesang, ist Melodie und Tanz! Mit unserem Lebenskonzert loben wir das Leben, loben wir Gott! Die Bibel ist voll von dieser Zusammenschau von Lebensfreude, Lebensfülle, Dankbarkeit für alles Leben, Lebenssinn und Gotteslob. Zu diesem großartigen Schöpfungskonzert Gottes tragen sogar schon Säuglinge (Psalm 8, Vers 3) mit ihrem Lallen ihren unverzichtbaren Teil bei!
Und alle anderen tun, was sie können: Klatschen in die Hände, jauchzen, singen, blasen die Posaune, spielen Harfe und Zither oder pfeifen auch.
Und im 96. Psalm jauchzen auch die Bäume und bei Jesaja klatschen sie sogar in die Hände (55, 12) !!
Und sogar Gott hat seine eigene Erkennungsmelodie: „Fürchte dich nicht!“
Zu Weihnachten hören wir sie wieder erklingen durch den Gesang der Engel und himmlischen Heerscharen: „Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren!“
Überall wo diese Melodie erklingt, da wird Menschen der Rücken gestärkt, da bekommen sie Mut für die nächsten Schritte im Leben.
Dieses „Fürchte dich nicht“ sprechen wir Kindern zu, wenn wir sie taufen: „Fürchte dich nicht, ich lasse dich nicht im Stich und helfe dir auch. Sei getrost und unverzagt“ Josua 1, 5+6a).
Dieses „Fürchte dich nicht“ sprechen wir Sterbenden zu auf der Schwelle in Gottes neue Welt und Trauernden in ihrem Schmerz:
„Fürchte dich nicht, weich nicht, denn ich bin dein Gott. Ich halte dich und ich stärke dich auch durch die Hand meiner Gerechtigkeit.“

Gerade bei Trauerfeiern brauche ich solche mutmachenden, aufbauenden Melodien und es macht mich immer traurig und auch wütend, dass um die
Musik bei kirchlichen Trauerfeiern so viele Konflikte ranken. Einerseits haben trauernde Familien und Freundeskreise große Vorbehalte und auch Unwissen gegenüber kirchlichen Liedern, andrerseits gibt es Entscheidungsträger auf kirchlichen Friedhöfen, die nur die Orgel und nichts anderes (schon gar nicht eine CD!) zu lassen.
Wie schade: da wünschen sich trauernde Menschen ein bestimmtes modernes Lied und weil sie diesen Musikwunsch nicht erfüllt bekommen verzichten sie auf den Pastor/die Pastorin und bezahlen einen Redner/eine Rednerin.
Wie schade, dass wir uns so Gott in den Weg stellen und verhindern, dass sein „Fürchte dich nicht!“ erklingen kann!

 

Kommentare zum Beitrag

Stefan Stapel
am 3. Dezember 2019 um 18:32 Uhr

Liebe Frau Pastorin Erler,
liebe Leserinnen und Leser,

auch Musik ist ja Geschmacksache, deshalb würde ich persönlich bei einer Trauerfeier auch immer die Musikwünsche des verstorbenen Menschen akzeptieren, da ich denke, er wird eine persönliche Beziehung zu den Musikstücken gehabt haben, wenn er sie für seine Trauerfeier gewählt hat.

Selbst wenn sich der verstorbene Mensch ein Weihnachtslied für seine Trauerfeier ausgesucht hätte, würde ich das auf jeden Fall akzeptieren.

Melodien und Texte von Weihnachtsliedern, auch von kirchlichen, gefallen mir oft gut, oder auch manches englischsprachige Kirchenlied wie z.B. „Glory, glory, hallelujah.“

Viele moderne Popsongs sind sehr beliebt und es gibt auch unter ihnen immer wieder welche mit Texten zum Nachdenken, finde ich.

Stärkend und hoffnungmachend finde ich z.B. den Text des Liedes „Hey“ von Andreas Bourani (auch die Melodie gefällt mir):

Wenn das Leben grad zu allem schweigt
Dir noch eine Antwort schuldig bleibt
Dir nichts andres zuzurufen scheint als nein

Wenn jeder Tag dem andern gleicht
und ein Feuer der Gewohnheit weicht
wenn lieben grade kämpfen heißt
dann bleib

Es geht vorbei

Wenn der Sinn von allem sich nicht zeigt
Sich tarnt bis zur Unkenntlichkeit
Wenn etwas hilft mit Sicherheit, dann Zeit

Es geht vorbei, es geht vorbei

Hey,
Sei nicht so hart zu dir selbst
Es ist o.k., wenn du fällst
Auch wenn alles zerbricht
Geht es weiter für dich

Hey,
Sei nicht so hart zu dir selbst
Auch wenn dich gar nichts mehr hält
Du brauchst nur weiter zu gehen
Komm nicht auf Scherben zum Stehen

Wenn die Angst dich in die Enge treibt
Es fürs Gegenhalten nicht mehr reicht
Du es einfach grad nicht besser weißt
Dann sei

Es geht vorbei, es geht vorbei

Halt nicht fest, lass dich fallen
Halt nicht fest, halt nicht fest

Vielleicht gibt es in Momenten tiefer Trauer und Verzweiflung manchmal wenig, was wirklich hilft, außer das Sich-Bewusstmachen, dass in der Vergangenheit Krisenzeiten auch irgendwann wieder aufhörten.

Es geht vorbei…

Viele freundliche Wünsche und Grüße!

Stefan Stapel

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